Trabantreise mit Rhön Universal nach Südfrankreich


Südfrankreich Juni 2010:

- Gesamtstrecke: 2200 km
- Hinfahrt: München, Fernpass, St. Moritz, Comer See, Finale (Ligure), Toulon
- Rückfahrt: Toulon, Finale, Gardasee, Insbruck, Garmisch, München

Kurzer on the road Bericht:
Ende Mai in Bayern: Dauerregen. Wir packen Trabi und Rhön mit allen Utensilien für unsere erste Trabantreise als kleine Familie mit Zeltanhänger. Ziel: Südfrankreich. Nähe Toulon. Geplante Reisezeit: 3 Tage. Wir wollen unserem Kleinen nicht mehr als 400km oder 6 Std. Fahrt pro Tag zumuten. Der Weg ist das Ziel. Ziel erster Tag: Comer See.
Wir fahren also bei Dauerregen los. Schon bald wird klar: 26 PS für über 1 Tonne Gewicht (600kg der Trabi, 240 kg Anhänger inkl. Innereien, ca. 150 kg Besatzung plus Gepäck) --> das ist viel! Aber es wird gehen.
Wir fahren also Richtung Garmisch, dann Fernpass. Die erste längere Steigung von Garmisch nach Österreich packen die 26 PS recht gut. Ich muss mich nur daran gewöhnen, das Gaspedal deutlich fester zu drücken, als sonst. Dann geht es den Fernpass hinauf. Rauf kommt der Trabi überall, ebenso hier. Wobei das Anfahren an einer steilen Stelle bei einer Baustelle schon deutlich mehr Kupplungsbelag forderte als ohne Anhänger und Gepäck... Tja, rauf kommt er immer. Aber wie wird es den Fernpass runter gehen? 4 Trommelbremsen, zwar alle überholt und gecheckt, aber halt nur Trommelbremsen, und keine Motorbremse - da 2 Takt Motor. Wir passieren den höchsten Punkt am Pass, und dann geht es bergab. Wir fahren langsam - stark bremsen, rollen lassen, dass die Bremsen wieder Zeit zum abkühlen haben; stark bremsen ... - so wie man halt eine Berg runter fährt (Nur weis das wohl nicht mehr jeder, drum schreibe ich es hier). Die Bremsen bleiben lange weich, und wir kommen gut runter. An einem Parkplatz halten wir kurz für eine Abkühlungspause an - ich bin vorsichtig, da ich weis
 wie schlecht die Bremswirkung wird, wenn die Bremse zu heiss wird. Als wir weiter fahren merken wir, dass wir schon fast unten waren. Wir hätten die Pause also gar nicht gebraucht. Aber der Kleine hat sich gefreut, er kommt etwas rumhüpfen :-).  Weiter geht es über Landeck und über Pfunds Richtung Schweiz. Ich war die Strecke schon mal in die andere Richtung gefahren und hatte eine Recht ausgebaute Strasse in Erinnerung. Die Strecke stellte sich ab Pfunds jedoch als schöne Bergstrasse heraus. Viele Kurven, immer wieder steil bergauf, dann steil bergab. In der Summe schlängelt sich der Weg aber langsam bis auf 1800 Meter bei Sankt Moritz hinauf. Aber landschaftlich ist die Strecke natürlich der Traum.

An dieser Stelle war der Auspuff schon quasi frei gebrannt. Wir wollen uns jetzt mal einbilden, dass das ein halbes PS mehr Leistung gebracht hat :-)  .
Nur das Wetter um uns herum wurde immer ungemütlicher. Auf den Bergen lag Schnee, und der kam immer näher. Die Aussentemperatur sank auf paar Grad über null. Und durch die kurvige Strasse mit den vielen Steigungen kamen wir auch viel langsamer als geplant weiter (- na ja, wir sind natürlich auch viel später als geplant losgekommen). Es wurde spät. Wir wollten ja Campen. Aber mit Baby bei unter 10 Grad - nein, das ging nicht. Was also tun? In Sankt Moritz für eine Übernachtung im Hotel das halbe Urlaubsgeld verbraten? Der Kleine war noch ganz zufrieden, also fuhren wir weiter und weiter und weiter.
Bei Dämmerung erreichten wir endlich den Malojapass. Der ist steil - sehr steil; und sehr enge Kurven. Aber auch den schafften wir sehr gut. Den Grund sehe ich in mehreren verschiedenen Faktoren:
1. Die Aussentemperatur lag bei ca. 4 Grad, da kühlen die Bremsen einfach schneller ab. 2. Wir fuhren sehr langsam (weniger schnelle Reibung, weniger Hitze) mit der oben beschriebenen Technik (Zeit zum Abkühlen der Bremsen). Nicht einmal eine Abkühlpaue war nötig.
Nach dem ersten steilen Stück (von ca. 1800 Meter auf ca.1400 Meter innerhalb von ca. 5 km) ging es mehr oder weniger etwas weniger steil weiter bergab. Wir waren froh, den Pass gut geschafft zuhaben (Abkühlpausen hätten viel Zeit gekostet). Aber noch glücklicher waren wir beim Blick auf das Aussenthermometer. Die Temperatur stieg immer höher. Bald war sie nicht mehr einstellig, dann näherten wir uns den 15 Grad. Das war unsere geplante Mindesttemperatur fürs Campen. Aber es ging weiter bergab. Wieso also bei 15 Grad campen, wenn es wärmer wird, und vor allem der Kleine noch fröhlich weiter fahren möchte? Schliesslich passierten wir die Italienische Grenze und das Thermometer  kletterte auf über 20 Grad. Mai, jetzt ist Urlaub! Wir nahmen den ersten Campingplatz am See (ein kleiner See nördlich vom Comer See (Lago di Mezzola) - sehr empfehlenswert, da viel ruhiger als der Comer See) und genossen eine leckere italienische Pizza bei sommerlichen Abendtemperaturen am See.
Nun sollten wir unsere erste Nacht im neu erstandenen Rhön Klappzeltanhänger verbringen ...

Eine recht geruhsame Nacht endete mit dem Rasenmäher-, Freischneider- Lärm vom Nachbargrundstück. Der Gartenbesitzer wollte wohl die kühlen Morgenstunden für eine ordentliche Rasenmähaktion nutzen. Trotzdem waren wir froh dem Regen und der Kälte entkommen zu sein.
 
Mal ein etwas anderer Blick: Aus dem Zelt nach draussen.

Nach dem Zusammenpacken gung es los Richtung Süden!
Tagesziel: Das Meer.
Vorbei an Lecco, eine kleine Ehrenrunde bei Milano - auf Grund einer Meinungsverschiedenheit zwischen Fahrer und Navi :-) (am Schluss hilf dann doch immer am Besten die Strassenkarte!) und ab über die Po-Ebene. Hier auf der Po-Ebene war eigentlich der einzige Zeitraum, an dem man den Anhänger hinter dem Trabi kaum merkt ... der Deckel des Rhön ist übrigens ein super Kinder - Babyspielplatz auf dreckigen Autobahnrastplätzen. Er ist auch gut geeignet als Wickeltisch :-).
Und dann ging sie wieder los, die Arbeit: Die Autobahn geht von der Po-Ebene (eigentlich recht sanft) bergauf, und fällt dann steil ab zum Meer. Ab hier geht es parallel zum Meer immer wieder die Berge steil hoch und denn wieder steil runter. Da war er dann wieder: Der Kampf der 26 PS gegen über 1000kg.
Aber richtig heftig sollte es erst am nächten Tag kommen ...
Jedenfalls erreichten wir unser Ziel (das Meer) und bauten unser Nachtlager in der Nähe von Finale auf. Mini kleiner Standplatz, aber unter Olivenbäumen und mit Meeresblick. Wunderbar.

Der nächste Morgen ging wieder gemütlich los, und wir machten noch einen kleinen Ausflug zu einem Bergdorf im Hinterland, um noch unseren ersten italienischen Urlaubscappochino zu schlürfen.

Bild: Eine der typischen steilen Strassen, die zu den Bergdörfern oberhalb des Meeres liegen.

Wir hatten uns für diese Tour nur 2 kleine Alpenpässe vorgenommen. Aber eine solche Strasse ist von Fahren her schon fast ein kleiner Pass (200 Höhenmeter auf ein paar Kilometern).

Und es ging wieder zurück auf die Autobahn.
Tagesziel: Nähe Toulon.
Die nächsten ca. 120 km waren die nächste fahrerische Herausforderung für Mensch und Maschine. Die ganze Strecke (Autobahn) am Meer entlang geht es entweder steil bergauf, oder steil bergab. Das ganze non stop, und bis zu 400 Höhenmeter am Stück. Die französische Seite ist hierbei heftiger als die italienische.
Das hies bei bergauf:: Immer den Schwung des letzten bergab nutzen, Motor auf Touren halten, Drehzahl nicht zu weit abfallen lassen, rechtzeitig runterschalten, Hirn eingeschaltet lassen und Gaspedal und Drehzahl kombinieren (z.B. kein Vollgas bei niedriger Drehzahl - das ist Motorzerstörend) usw.
Das hies bei bergab: Immer viel Abstand zum Vordermann lassen; nicht zu schnell werden, um im Notfall immer gut bremsen zu können,; auf die Bremse achten, dass sie nicht zu heiss wird, usw.

Wer solch eine Fahrerei aufgrund von langweilig vielen PS und langweilig neuer Technik nicht kennt, und sich wundert, was der Typ hier für seltsame Sachen schreibt, dem soll gesagt sein: Du musst nicht verstehen, warum sich jemand mit einem Trabi und Anhänger diese Strecke fährt. 
Aber genau das ist der Grund, warum Trabantreise so viel Spass machen: Man spürt die Straße, die Schwerkraft, die Grenzen der Technik. Man erlebt die Fahrt!
Wer einfach nur ankommen will sollte nicht mit dem Trabant fahrer. Aber Achtung: Du verpasst was.

Nun denn, die Steigungen wurden weniger, und bis Toulon geht es in gemäßigtem Auf und Ab dahin.

Die Tage dort am Meer verbrachten wir an Ort und Stelle. Ausser ca. 100km im Zuckeltempo und maximal 3ter Gang passierte hier on-the-road-maessig nicht viel.


Trabi unter Palmen. In Frankreich am Meer.

Für die Rückreise waren wieder 3 Tage geplant. Immer schön gemütlich ... weniger gemütlich war allerdings der starke Wind, der uns entgegenwehte. Gegenwind merkt man im Trabi sehr. Es ging aber gut dahin, bis wir wieder zu dem bergigen Teil der Autobahn entlang des Mittelmeeres kamen. Insbesondere der Berg von Nizza Richtung Osten: Ca. 400 Höhenmeter steil bergauf. und dann noch Gegenwind --> 
das schafften die 26 PS manchmal gerade mal so im 2. Gang ...
Wir fuhren bis in die Gegend von Finale und fanden einen wunderschönen Campingplatz ca. 20 Minuten vom Meer aus in die Berge hinein.  .

Am nächsten Tag hatten die Steigungen und der Gegenwind vorerst ein Ende. Eine letzte Steigung ging es die Autobahn vom Mittelmeer hinauf in die Berge. Diese Steigung ist aber nicht so extrem, so dass wir sogar ab und an einen LKW überholten (im 3. Gang). Von da aus ging es durch die Po - Ebene. Hier rollte das Gespann entspannt dahin. Die Hitze war groß, doch bei eingeschalteter Klimaanlage (Fenster auf) ließ es sich gut aushalten.

Trabi in der Po- Ebene
Hitze auf der Po Ebene und nur dieser eine Schattenplatz ...

Wir fuhren noch bis zum Gardesee und suchten uns einen schönen Campingplatz etwas oberhalb vom See mit Standplatz unter Olivenbäumen.

Und da jeder Urlaub mal zu Ende geht mussten wir wieder Heim; inkl. Alpenüberquerung.
Nach den teils extremen Steigungen mit Gegenwind usw. der letzten Tage fuhr es sich die Autobahn Richtung Brenner schön entspannt hinauf ... wir hatten ordentlichen Rückenwind :-)
Als letzte Herausforderung lag noch der Zirler Berg vor uns (Zwischen Insbruck und Seefeld). Wir überzeugten uns kurz davor: Mit Anhänger bis 750 kg erlaubt ... Also nix wie rauf. Allerding ist dieser Berg steil - sehr steil!
Also ordentlich Anlauf nehmen, und Motor auf Touren halten ... der Berg ist aber so steil, dass die 26 PS die über 1.000 kg bald nur im 1 Gang schafften. Das dann aber recht entspannt, weit weg vom Vollgas.

... es war mal wieder eine sehr schöne Tour.